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"Kriegsende 1945 im Frontgrenzgebiet Elbe – Wittenberge/Perleberg"

Zwangsarbeiter des Zellwollewerks Wittenberge 1945 nach einem alliierten Luftangriff | Foto: Stadtmuseum Wittenberge
Das bombardierte Gelände des Fliegerhorsts Perleberg, aus der Luft gesehen | Foto: © GeoBasis-DE/LGB, dl-de/by-2-0

Ein landesgefördertes Volontariatsprojekt 2020-2022

 

Das Jahr 1945 steht wie kein anderes für einen tiefgreifenden Umbruch innerhalb der deutschen und europäischen Geschichte. Das nationalsozialistische Deutschland, das 1939 zur Verwirklichung seiner aggressiven Weltmachtpläne den Krieg begonnen und zwischenzeitlich fast ganz Europa unter seine Kontrolle gebracht hatte, befand sich zu Jahresbeginn 1945 in der Defensive gegenüber den alliierten Mächten. Die letzten militärischen Offensiven der Wehrmacht waren gescheitert, und die deutsche Bevölkerung sah sich mit dem Todeskampf des Regimes sowie der bevorstehenden Besetzung durch die Truppen der Kriegsgegner konfrontiert. Viele hitlergläubige Menschen hofften bis zuletzt auf eine Kriegswende durch „Wunderwaffen“ oder das Zerbrechen des feindlichen Zweckbündnisses, andere sehnten sich dagegen nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur. Die Mehrheit der Menschen war jedoch von den Jahren der Krisen, Entbehrungen und Verluste gekennzeichnet, so dass sie nur noch auf ein Ende des furchtbaren Krieges hoffte – auf welche Art auch immer.

 

Nach der alliierten Eroberung fast aller verbliebenen Gebiete Deutschlands und der bedingungslosen Kapitulation vor den alliierten Mächten am 7./8. Mai stand die deutsche Bevölkerung dann vor einer ungewissen Zukunft unter der Herrschaft der Siegermächte. Diese standen nun vor der gigantischen Aufgabe, das in jeder Hinsicht am Boden liegende Land nach ihren Vorstellungen zu verwalten, zu versorgen und zu entnazifizieren. Dabei wurde schon 1945 deutlich, dass die Pläne der Westalliierten für das zukünftige Deutschland sich deutlich von denen der Sowjetunion unterschieden; die Konflikte zwischen beiden Seiten entwickelten sich später zum „Kalten Krieg“ und bildeten die Wurzeln für die Entwicklung Europas in den folgenden Jahren und Jahrzehnten.

 

Obwohl die Perleberger und Wittenberger bis 1945 fast vollständig von den schlimmsten Facetten des Krieges verschont geblieben waren, war ihr Alltag vom Krieg geprägt. Perleberg besaß durch den Flugplatz und die Stadtkaserne eine starke militärische Prägung, während die Wittenberger Industrie bereits seit Kriegsbeginn Waffen und andere Rüstungsgüter fertigte. Ihre Lage an den Verkehrswegen zwischen Berlin und Hamburg – Perleberg an der Straße, Wittenberge an der Bahnlinie – verlieh den beiden Städten zusätzliche strategische Bedeutung. Als Ersatz für die zum Kriegsdienst eingezogenen Männer arbeiteten in den Fabriken und auf den Feldern nun Frauen sowie ausländische Arbeiter; bei letzteren handelte es sich häufig um Zwangsarbeiter, die gegen ihren Willen für die Kriegswirtschaft des NS-Regimes eingespannt wurden.

 

Die Annäherung der Fronten im Frühjahr 1945 zerstörte dann auch die letzten Hoffnungen, dass der Prignitz wie im Ersten Weltkrieg direkte Kämpfe erspart bleiben würden. Tausende von Flüchtlingen strömten nach Westen durch die beiden Städte, Schulen wurden geschlossen und alle verfügbaren personellen sowie materiellen Reserven zur Landesverteidigung requiriert. Die im April anrückenden amerikanischen Truppen hielten jedoch am Westufer der Elbe an und überließen Wittenberge und Perleberg der Roten Armee, deren Vorhuten Anfang Mai beide Städte besetzten.

Der sowjetische Einmarsch und die vollständige Niederlage Deutschlands wirkten traumatisch auf die Bevölkerung beider Städte. Es kam zu einer hohen Zahl an Selbstmorden aus Angst und Verzweiflung, die auch der von der NS-Propaganda jahrelang geschürten Furcht vor der sowjetischen Rache für die deutschen Untaten im Osten zuzuschreiben war. Während einzelne Rotarmisten ihre Macht in der Tat zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Morden nutzten, bemühten sich viele andere Soldaten, ein gutes Verhältnis zur deutschen Bevölkerung aufzubauen.

Die sowjetischen Stadtkommandanten übernahmen die bisherigen städtischen Verwaltungsgremien, entfernten aber nationalsozialistisch belastete Personen und setzten dafür Kommunisten und Gegner des NS-Regimes in die Leitungspositionen ein. Die neuen Verantwortlichen mussten vom ersten Tag schnelle und oft harte Entscheidungen treffen, um Nahrung, Verbrauchsstoffe, Unterkünfte, Medizin und viele andere dringend benötigte Dinge für die Bevölkerung zu beschaffen. Sie sahen sich dabei mit Kriegsfolgen wie zerstörten Gebäuden, unterbrochenen Verkehrswegen und einem Mangel an belastbaren Fachkräften konfrontiert, die nur langsam bewältigt werden konnten. Gleichzeitig waren sie gezwungen, die Anforderungen der sowjetischen Besatzer zu erfüllen, die in der Regel Vorrang gegenüber dem zivilen Bedarf beanspruchten.

 

Über die Sommermonate wurden alle verfügbaren Arbeitskräfte bis hin zu Drittklässlern eingesetzt, um die Ernte einzubringen, kriegsbeschädigte Gebäude abzureißen oder zu reparieren, zerstörte Versorgungsstrukturen wieder aufzubauen und die verfügbaren Güter zu verteilen. Neue Parteien wurden gegründet, wobei die Stadtkommandanturen im Sinne der sowjetischen Zukunftspläne für Deutschland die Kommunistische Partei massiv begünstigten. Als Teil dieser Zukunftspläne erfolgte im Herbst auch die „Bodenreform“, das heißt die entschädigungslose Enteignung großer und politisch missliebiger Landbesitzer, deren parzellierte Flächen an Neusiedler vergeben wurden.

Die lokalen Schulen öffneten erst im Oktober 1945 wieder ihre Pforten, so dass die Kinder ein halbes Jahr Unterricht verpassten. Die erste Zeit war von großen Problemen geprägt, da Lehrer mit NSDAP-Mitgliedschaft entlassen worden und Bücher aus der NS-Zeit nun verboten waren. Die vorhandenen Schulräume mussten oft schichtweise genutzt werden und platzten durch die großen Klassenstärken aus allen Nähten, da zu den einheimischen Kindern auch noch Hunderte von Flüchtlingen kamen.

 

Am Ende des Jahres 1945 konnten die Perleberger und Wittenberger auf ein Jahr voller Krisen und Herausforderungen zurückblicken. Noch immer mangelte es an vielen lebenswichtigen Waren und Dienstleistungen, und genau wie unter dem NS-Regime drohten Gegnern des herrschenden Systems die willkürliche Anklage und Verschleppung in Straflager durch die Geheimpolizei. Dennoch hatte sich – allein schon durch das Ende des furchtbarsten Krieges der Menschheitsgeschichte – das Leben der meisten Menschen seit dem Jahresanfang 1945 verbessert, so dass sie mit mehr Hoffnung ins neue Jahr blicken konnten, als sie es noch zwölf Monate zuvor getan hatten.

Kontakt

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... sowie nach Vereinbarung.

 

Von Freitag, den 29.03. (Karfreitag) bis zum Sonntag, den 31.03. (Ostersonntag) ist das Museum geschlossen. 

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