Sonderausstellung "ABC-Schützen" in Bildern

 

Aufgrund der Verordnung über Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und COVID-19 in Brandenburg können Sie die Museen in Brandenburg unter Einhaltung der geltenden Kontakt- und Hygieneregeln besuchen. Am Eingang des Museums stehen Ihnen ausreichend Desinfektionsmittel zur Verfügung. Dank unserer Bildergalerie können Sie auch von zu Hause aus einen Blick in die neue Sonderausstellung „Von ABC-Schützen und Zuckertüten – Rund um den ersten Schultag“ werfen.“

 

In dieser und in den folgenden Aprilwochen tragen wir die liebevoll zusammengetragene Ausstellung ein Stück weit vor die Museumstür, mit wöchentlich wechselnden Einblicken über unsere Homepage.


Teil 1

 

Die Ausstellung beginnt mit Atelierfotografien und Gruppenfotos von Schulanfängen um 1930 sowie mit einer Vitrine mit Kinderbüchern, die den Schulanfang thematisieren. Natürlich fehlen auch der lederne Ranzen und die hölzerne Schulbank nicht. Vor 90 Jahren mit Schiefertafel und Griffel, ausgestattet.

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Der erste Schultag bedeutet heute wie früher einen starken Einschnitt in das bisherige Kinderleben. Mit dem Eintritt in die Schule beginnt der so genannte »Ernst des Lebens« außerhalb der behütenden Familie – mit einem geregelten Tagesablauf und den Aufgaben und Pflichten eines Schulkindes. Deshalb wird dieser neue Lebensabschnitt feierlich begangen und mit einem Erinnerungsfoto festgehalten – früher beim Fotografen im Atelier, später mit der eigenen Kamera.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 1

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Um den ersten Schulgang zu versüßen, entstand der Brauch, den Schulanfängern eine mit süßen Gaben gefüllte Zucker- oder Schultüte zu überreichen, durch die Eltern oder Paten vor oder nach dem ersten Schulgang, oder in der Schule durch die Lehrer.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 2

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Teil 2

 

ABC-Schützen unterm Hakenkreuz

Die Kinder, die während des Dritten Reiches eingeschult wurden, sollten nach dem Willen des NS-Regimes von Grund auf mit dem nationalsozialistischen Gedankengut vertraut gemacht werden. Viele der alten Lehrkräfte wurden gegen neue ausgetauscht. Die Schulbücher wurden umgeschrieben. Leibeserziehung bekam einen hohen Stellenwert innerhalb des Unterrichts, und die „Vaterlandskunde erhielt eine nationalsozialistische Ausrichtung.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 1

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In der DDR wurden keine gänzlich neuen Rituale zum Schulanfang entwickelt. Mit der festlichen Kleidung, dem neuen Schulranzen, der Schultüte, der Schulantrittsfeier und dem Erinnerungsfoto beging man diesen Tag traditionell wie früher, meist im großen Familienverbund. Die Schultüten wurden in den 1980er Jahren in fünf Größen von 35 cm bis 85 cm Länge in runder oder auch sechseckiger Form hergestellt und mit den verschiedensten Bildmotiven bedruckt, u.a. von den Verpackungswerken Ehrenfriedersdorf/Produktionsstätte Wiesa.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 2

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Fibeln und Poesie-Alben

Unentbehrliche Wegbegleiter der ABC-Schützen seit 100 Jahren. Die Fibel ist ein meist bebildertes Anfängerlesebuch für Erstklässler. Geläufig ist auch die Bezeichnung ABC-Buch. Fibeln gibt es als Erstlesebuch seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in fast allen Ländern der Erde. Poesie-Alben hielten Sinnsprüche und Gedichte von Mitschülern, Freunden, Lehrern, Verwandten und Bekannten der Schulanfänger fest. Dabei stand jedem Eintrag nur eine Buchseite, in der Regel die rechte, zur Verfügung. Die linke Seite blieb der Bildgestaltung vorbehalten. Beliebt waren Ganzbilder, Scherenschnitte und Glitzerbilder, später auch Sticker, die eingeklebt wurden. Poesie-Alben galten als pädagogische wertvoll, da sowohl die Handschrift in Form der Schönschrift geübt wurde, als auch Geschmack bei der Auswahl von Texten und Bildern bewiesen werden konnte.

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Teil 3

 

Die Töchterschule

Mädchen erfahren auf der Töchterschule eine weiterführende Bildung. Im Vordergrund steht jedoch nicht ein studienrelevanter Abschluss, sondern die Vorbereitung auf das spätere Leben als Mutter und Hausfrau. Von den Schülerinnen wird ein diszipliniertes Verhalten und tadelloses Äußeres erwartet. Der Kontakt zu gleichaltrigen Jungen, die in der Regel eine bessere Bildung erhielten und länger die Schule besuchen konnten, war nicht erwünscht.

 

Teil 3: Zeitgenössische Quelle 1

Schiefertafel
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Erinnerungssplitter

Die Einschulung hinterlässt Spuren im Gedächtnis. Wie Hochzeiten, Schulabschlüsse oder andere bedeutsame Ereignisse markiert sie einen neuen Lebensabschnitt. Die Aussage „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ kennen wohl viele Schulanfängerinnen und Schulanfänger. Das Ereignis wird von vielen Emotionen begleitet und somit nachhaltig im Gedächtnis verankert. Die Aufregung und die Vorbereitungen für den großen Tag, der Weg zur Schule, die Größe und Farbe der Schultüte sowie der erste Kontakt mit der Lehrkraft und den Mitschülerinnen und Mitschülern werden als Schlüsselerlebnisse abgespeichert.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 2                        

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Bunte Vielfalt

Seit den 1980er Jahren basteln Eltern gerne für ihre Kinder Schultüten. Einfache Tüten mit Papier, Karton oder Pappmaché werden mit bunten Motiven und Bändern verziert. Heute sind besonders Tüten mit Kinderfilmfiguren oder Comics beliebt.

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Jungpioniere

Teil 4

 

Mit Füller und Tinte

Das Schreibenlernen mit Füller und Tintenlöscher ist so selbstverständlich wie die Benutzung des Computers. Dass dies ein Luxus ist, den viele Generationen an Schulanfängerinnen und Schulanfängern nicht hatten, ist vielen Kindern heute nicht bewusst. Seit der Antike ist die Wachstafel bekannt. Hierfür wurde Wachs erhitzt und in flüssiger Form in die Tafel aus Holz gegossen. Mithilfe eines Griffels wurden die Buchstaben in das getrocknete Wachs geritzt. Der zur Verfügung stehende Platz zum Schreiben war begrenzt und um Änderungen vornehmen zu können, musste das Wachs wieder erhitzt und glatt gestrichen werden.

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Einfacher funktionierte die Korrektur mit der Schiefertafel. Die mit Kreide geschriebenen Worte konnten mit einem Tuch oder dem Finger entfernt werden. Das Schreiben mit dem Kreidestift war jedoch nicht so handlich wie mit dem Füllfederhalter, der im 19. Jahrhundert in Mode kam. Sein Vorgänger war der Federkiel aus dem Gefieder eines Vogels. Meist wurden zugeschnittene Gänsefedern verwendet, welche in die Tinte eingetaucht wurden. Bei der Verwendung einer solchen Tauchfeder wurden häufig das Papier, die Hände oder sogar die Kleidung befleckt.

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„Ein idealer Lehrer“?

 

Also lautet ein Beschluß:

Daß der Mensch was lernen muß.

Nicht allein das Abc

Bringt den Menschen in die Höh,

Nicht allein im Schreiben, Lesen

Übt sich ein vernünftig Wesen;

Nicht allein in Rechnungssachen

Soll der Mensch sich Mühe machen;

Sondern auch der Weisheit Lehren

Muß man mit Vergnügen hören.

Daß dies mit Verstand geschah

War Herr Lehrer Lämpel da.“

 

Wilhelm Busch: Max und Moritz, Vierter Streich (1865)

 

Link: Zeitgenössische Quelle 1

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Teil 5

 

Das Geschenk der Lehrkraft

Mithilfe von Ratespielen können Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler motivieren und fördern. Oft genügen dabei kleine Geschenke als symbolische Anerkennung, wie beispielsweise eine Pfennigmünze, um große Begeisterung in der Klasse auszulösen. Die Freude über den Gewinn und die Lehre des Rätsels bleiben dabei langfristig im Gedächtnis aller Beteiligten.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 1       

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Die süße Last

Bereits die Römer gaben ihren Schulanfängern Süßigkeiten, um die Lust am Lernen zu wecken. So steht es bei Horaz (65 - 8 v. Chr.). Im 15. Jahrhundert erhielten die ABC-Schützen Brezeln, Feigen, Rosinen und Mandeln. Ende des 19. Jahrhunderts bekamen sie in einigen Gegenden Thüringens ein Butterbrot, in das der Name des Kindes und ein Vaterunser eingekratzt waren. Auch Milchsemmel, kleine Kuchen, Brezeln (im hessischen und badischen Raum) oder Obst wurden verschenkt.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 2

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Letzter Teil 6 - Die Ausstellung endet am 21. Juni 2020

Den ganzen Arm voll Zuckertüten

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich bei wohlhabenden Familien der Brauch, den Schulanfängern mehrere große Tüten mit besonders viel Naschwerk zu schenken. In den Dörfern östlich der Elbe konnte man noch in den 1930er Jahren „die Sitte oder Unsitte beobachten, dass nämlich außer den Eltern jeder Pate ein wahres Monstrum von Zuckertüte stiftete.“ aus: Manfred Schober, Brauchtum um den Schuleintritt, Kultur und Lebensweise 2/1981, Gesellschaft für Heimatgeschichte im Kulturbuch der DDR (Hg.).

 

Link: Zeitgenössische Quelle 1

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Der Zuckertütenbaum

In einigen Gegenden wurde den Kindern schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt, dass die Schultüten auf einem Baum wachsen, der im Schulkeller oder auf dem Schulboden steht. Dieser Baum wurde u.a. als Rosinen-, Wecken-, Tüten- oder Zuckertütenbaum bezeichnet.

 

Link: Zeitgenössische Quelle 2

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