Teil 1: Zeitgenössische Quelle 1

„Der erste Schultag wurde von den Kindern unterschiedlich erwartet. Die einen waren voller Angst vor dem Ungewissen, wohl ahnend, dass sie ausgeliefert wurden, dass ein Zugriff in ihr Leben erfolgte, der einen ganz bestimmten Abschnitt ihrer bis dahin unbeschwerten Kindertage beendete. Die anderen, die längst alles vorbereitet hatten: den Schulranzen, die Schiefertafel mit angehängtem Schwämmchen, die spitzen Griffel im Griffelkasten, den Stundenplan, auf dem noch nichts stand. Fest stand aber der Tag, an dem die »Zuckertüte« in die Hand genommen wurde, und man, den Ranzen umgehängt, zur Schule ging, noch behütet und begleitet von der Mutter oder den älteren Geschwistern. Ein langer, ein beschwerlicher Weg, der angetreten wurde und dessen Ende noch nicht absehbar war. …da hieß es, sich den Weg genau einzuprägen – »wer sich auf dem Schulweg verirrt, findet sich durchs ganze Leben nicht zurecht«, drohte das alte Sprichwort.“

 

Quelle: Claus-Peter Gross, …verliebt…verlobt…verheiratet, 1871-1918.