ÄNDERUNG: Vortrags- und Themenabend im Freizeitzentrum | Die Anfänge Preußens ins Brandenburg

25. 02. 2022

Am Montag, den 28. Februar 2022 findet um 19.00 Uhr im Jugend- und Freizeitzentrum, Wittenberger Straße 91/92, ein Themenabend statt. Anlässlich des 75. Jahrestages der Auflösung des Staates Preußen am 25. Februar 1947 referiert der Fachbereichsleiter Kultur, Sport und Tourismus, Frank Riedel, über „Die Anfänge Preußens in Brandenburg“.

 

Dessen Wurzeln führen unweigerlich in die Prignitz. Der Perleberger Frieden von 1420 ebnete den Weg des Aufstiegs der Hohenzollern von Brandenburger Kurfürsten zu preußischen Königen und deutschen Kaisern. Zahlreiche Exponate im Stadt- und Regionalmuseum widerspiegeln diesen Weg und seine Ambivalenz. Stellvertretend: das Hohenzollern-Nagelwappen von 1915 im Vortrags- und Sonderausstellungsraum. Die Anfänge dieses Weges zeichnet Frank Riedel in seinem Vortrag nach.

 

Der Eintritt kostet 5 Euro für Erwachsene, ermäßigt 3 Euro. Bitte melden Sie sich für eine bessere Planung vorher unter der Telefonnummer (03876) 781 422 bzw. -421 oder per E-Mail unter an. Im Freizeitzentrum gelten nach aktueller Corona-Verordnung des Landes Brandenburg die AHA-Regeln und das Tragen einer FFP2-Maske.


Am 17. Juni 1815 soll der Oberbefehlshaber der britischen Truppen, der Herzog von Wellington, auf dem Schlachtfeld von Waterloo (Belle Alliance) im Angesicht einer drohenden Niederlage zu seinem Stab gesagt haben: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!“ 128 Jahre später stellt ein britischer Oberbefehlshaber fest, dass Preußen „die Wurzel allen von Deutschland ausgehenden Übels“ sei. Diese Formulierung sollte Rechtskraft erhalten, als der Alliierte Kontrollrat vor 75 Jahren mit seinem Gesetz Nr. 46 am 25. Februar 1947 den preußischen Staat ausdrücklich auflöste.

 

Sicher, die aufgegriffenen Zitate sind aus ihrem historischen Zusammenhang gerissen – und doch stehen sie für die unterschiedliche Bewertung ein- und desselben Staates, der von seinen Anhängern gelobt und von seinen Gegnern gehasst wurde, wie wohl kein zweites Territorium des Deutschen Reiches.

 

Schwarz oder eben weiß betrachtet: Schwarz-weiß, wie die Farben Preußens. Schwarz-weiß, wie die Trikotfarben der deutschen Fußballnationalmannschaft und das Schuppenkleid der Preußenfische im Aquarium des Zoologischen Gartens in Berlin. Auch die 1993 eingeführte Flagge des Landkreises Prignitz mit den Farben schwarz/weiß nimmt ausdrücklich die Farben Preußens und seines Herrschergeschlechtes der Hohenzollern als Teil seiner geschichtlichen Identität auf.

 

Preußen ist tot, aber mehr und mehr wird sich des Toten vergewissert, sich in historischer und politischer Distanz erinnert. Wegweisend bis heute bleibt ein Essay des damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe in der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 21. Februar 1997 mit dem Titel: „Das Erbe ist auf Schritt und Tritt gegenwärtig. Anmerkungen zur Auflösung des Staates Preußen vor 50 Jahren.“

 

Manfred Stolpe schrieb vor 25 Jahren u. a.: „Der Staat Preußen ist unwiederbringlich Teil der Vergangenheit, Teil der brandenburgischen, der deutschen und der europäischen Geschichte, sein Erbe aber ist uns vor allem hier in Brandenburg auf Schritt und Tritt gegenwärtig: in den Familiengeschichten und Einzelschicksalen, in unserem Staatsgebilde, im Bild unserer Städte, in den Mentalitäten der Menschen und nicht zuletzt in den Vorstellungen, die man im Ausland von uns hat. Insofern ist das einstige Kernland des preußischen Staates, sind die Bürgerinnen und Bürger des jungen alten Landes Brandenburg Träger des preußischen Erbes, ob sie oder andere dies wollen oder nicht. Traditionen existieren, sie sind weder machbar noch durch staatlichen Zwang zu liquidieren. Es ist an uns, mit diesem Erbe, das über Jahrzehnte geschändet, verfemt und verleumdet wurde, verantwortungsbewußt und zukunftsorientiert umzugehen.“

 

Ein Vierteljahrhundert später gibt es zwei Museen zur preußischen Geschichte auf brandenburgischem Boden: das von dem Berliner Bankier Ehrhardt Bödecker gestiftete Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau und das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam in Trägerschaft des Landes Brandenburg. Das Potsdamer Stadtschloss der den preußischen Staat begründenden Hohenzollern ist wieder aufgebaut und beherbergt heute den Brandenburger Landtag. Vorher hatten alle drei Verfassungsorgane des Landes Brandenburg (Legislative, Exekutive und Judikative) in der Landeshauptstadt Potsdam in preußischen Militärgebäuden ihren Sitz: der Landtag in der einstigen Kriegsschule auf dem Brauhausberg, die Staatskanzlei in der preußischen Kadettenanstalt und das Landesverfassungsgericht im Casino der Unteroffiziersschule.

 

Preußen, das am 18. Januar 1701 im ostpreußischen Königsberg aus der Taufe gehobene Königreich, war nicht wie Phönix aus der Asche entstanden. Es setzte vielmehr Brandenburg fort, die alte Markgrafschaft, zum Kurfürstentum aufgestiegen und seit 1415 über 500 Jahre hinweg von den Hohenzollern regiert, zunächst mit dem altmärkischen Tangermünde, bald mit dem bis dahin wenig aufgefallenen Berlin als Residenz und Hauptstadt. Den entscheidenden Quantensprung machte Preußen auch gar nicht erst 1701, sondern lange vorher. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts vergrößerte es sich – friedlich übrigens – um Landstriche am Niederrhein (Herzogtum Kleve), in Westfalen (Grafschaften Mark und Ravensberg) und um das Herzogtum Preußen - dem früheren Deutschordensstaat und späteren Ostpreußen.

 

Von den Anfängen Preußens in Brandenburg soll am 28. Februar die Rede sein. Das Brandenburg der Gegenwart deckt sich nach Raum und Grenzen übrigens nicht mit dem Brandenburg, wie Fontane es „erwanderte“, und das über mehr als acht Jahrhunderte im Verband des Reiches Markgrafschaft und Kurfürstentum, als Königreich seit 1701 und als zentrale Staatsprovinz bis 1947 bestanden hat und das seit 1990 wieder besteht und in seinen rot-weißen Farben blüht. Dem Roten Adler hat die Geschichte, in der Zufall, Schicksal und Schuld so kompliziert miteinander verflochten sind, die einst weit gespannten Flügel gestutzt: erst 1815 mit der Altmark im Westen und dann 1945 mit der Neumark im Osten. Nun ist Brandenburg ein Land zwischen Elbe und Oder.

 

Bild zur Meldung: Wolfgang Lorenz| Nagelwappen der Stadt Perleberg von 1915 für die Sammlung für die Kriegsversehrten